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Interview: Gaby Eichberger/Christine Schmidt; Übersetzung: Gaby Eichberger/Christine Schmidt |
Im Zuge unserer mycoven-Interviews hatten wir dieses Mal Gelegenheit den smarten Hawaii Five-0 Bösewicht Sang Min aka Will Yun Lee zu interviewen. Will, der ja auch bereits Rollen in Blockbustern wie „Elektra“ oder „James Bond – Stirb an einem anderen Tag“ vorzuweisen hat, plauderte mit uns über seinen Werdegang, seine Eindrücke auf diversen Film/TV-Sets – wie seinem neuesten Film „Totall Recall“ mit Colin Farrell , sein Engagement für Kids, die in einem problembehafteten Umfeld aufwachsen und vieles mehr. Unter anderem macht er auch ein Shout Out an Daniel Dae Kim, der den asiatisch stämmigen Schauspielern in der Glamour Fabrik den Weg für bessere Rollen geebnet hat, weg von den Stereotypen. |
Einmal mehr hatten wir Glück bei der Auswahl unseres Interview-Partners, da Will wirklich sympathisch rüberkommt und unsere Fragen äußerst offen und ehrlich beantwortet hat. Wir hoffen sehr, dass wir auch in Zukunft noch öfter die Gelegenheit haben werden, mit ihm zu plaudern. |
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Du hast einen sehr starken Martial Arts Background und hättest Dir leicht eine großartige Karriere auf diesem Gebiet aufbauen können. Was hat Dich dazu gebracht, Schauspieler zu werden?
Ich kam 1997 nach LA, nachdem ich den größten Teil meines Lebens mit Martial Arts verbracht hatte. Mein Vater war einer der ersten Taekwondo Meister, die in die USA kamen und dort Schulen im ganzen Land eröffneten. Ich habe fast mein ganzes Leben im Studio gelebt, habe 10 Jahre lang Wettkämpfe gemacht und dann hatte ich das Gefühl, dass ich eine neue Herausforderung im Leben brauchte. Ich wollte sozusagen nochmal ein Anfänger sein, ein Weißgürtel … etwas, das aufregend wäre, nervenaufreibend und immer noch so eine Art Wettkampf für mich darstellen würde. Also ging ich mit ein paar Dollar in der Tasche nach LA, schlief bei einem Freund auf dem Fußboden und lebte quasi in einem Theaterensemble und lernte, las und machte alles was ich konnte, um das Schauspielhandwerk zu erlernen. Für eine lange Zeit wollte ich keine Krücken bei der Arbeit (was Martial Arts für mich gewesen wäre), um das Handwerk richtig zu studieren und auszuprobieren und verstehen zu können. |
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Was gefällt Dir am meisten an der Schauspielerei und gibt es einen Aspekt der Dir überhaupt nicht gefällt?
Was ich an der Schauspielerei am meisten liebe, ist zu studieren, warum Menschen bestimmte Dinge tun, warum ich Dinge mache. Das ist sehr therapeutisch für mich. Ich schätze, das was ich am wenigsten mag, ist genau das, was kein Schauspieler mag… um Rollen vorzusprechen. Meistens möchte man die Rolle mit mehr Leben erfüllen, aber man hat oft weniger als einen Tag, um das zu tun… also muss ich manchmal mangels Zeit eher eine Art Skizze einreichen, anstatt etwas Ausgearbeitetes und Nuanciertes erschaffen zu können. |
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Wenn es darum geht eine Rolle zu spielen, welche Faktoren beeinflussen Deine Entscheidung, was würdest Du gern spielen?
Unglücklicherweise muss man oft erzwingen, dass ein Charakter für einen funktioniert, statt auswählen zu können, was man machen möchte. Ich bin noch nicht an dem Punkt in meiner Karriere angelangt, an dem ich wirklich die Wahl habe, also kämpfe ich um Rollen, wie jeder andere auch und wenn ich die Gelegenheit bekomme, den Job zu machen, setze ich alles daran, diesen Charakter dann mit all seinen Fehlern „menschlich“ zu machen und so dann zu versuchen, den Charakter auf dem Papier Leben einzuhauchen. |
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Wenn man sich Dein Portfolio ansieht, scheint es so, als ob Du oft Bösewichte spielst. Macht es mehr Spaß den Bösen zu spielen?
Ich sehe die Bösewichte nicht wirklich als die Bösen, ich möchte eher herausfinden weshalb sie tun, was sie tun und deshalb versuche ich das was sie tun, irgendwie menschlich erscheinen zu lassen. Was das „Mögen“ von Bösewicht-Rollen angeht … hmmm … da geht es eher darum, was gerade angeboten wird. Ich wünschte, dass es für asiatische Männer nicht so wäre; aber mit dem Erfolg von Schauspielern wie Daniel Dae Kim ist es um vieles leichter geworden, grenzüberschreitende Rollen zu bekommen. Danke, dass du uns den Weg geebnet hast, Daniel! Wie auch immer, „Sang Min“ ist einer meiner Top 3 Charaktere, die ich jemals spielen durfte, weil Peter Lenkov mir Freiraum bei der Interpretation ließ. |
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Sang Min bekam eine Hintergrundstory und hat auch einiges an Tiefe gewonnen während Season 1. Hat es Spaß gemacht ihn [den Charakter] zu entwickeln und war es Dir möglich einige eigene Ideen einzubringen?
In der ersten Folge waren Peter Lenkov und Len Weiseman großartig, was das Ausprobieren von Dingen anbelangt, die etwas außerhalb der Norm lagen. So etwas kommt beim Fernsehen eher selten vor, weil dort alles so schnell geht. Ich denke, wenn sich Leute durch Sang Mins Entwicklung angesprochen fühlten, dann wegen dem Material, das für mich geschrieben wurde. Ich bin nur ein Schauspieler, der eine wirklich tolle Spielwiese zur Verfügung gestellt bekam. |
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Würdest Du einige deiner Erfaherungen am Set von Hawaii Five-0 mit uns teilen? Wie ist es an so einem wunderschönen Ort und mit so einem tollen Cast bzw. toller Crew zu arbeiten? Zum Beispiel sagte uns Peter, dass er sich immer wieder daran erinnern muss, dass er zum Arbeiten auf Hawaii ist.
Hawaii 5-0 bietet eine besondere Möglichkeit zu arbeiten und zu spielen und eine Gruppe von Leuten beobachten zu können, die stolz auf ihren Staat und ihre TV-Serie sind. Als Gaststar machst du üblicher Weise dein Ding und gehst nach Hause. Aber jedes Mal wenn ich nach Hawaii komme, ermöglichen es mir Cast und Crew mich zu Hause zu fühlen. |
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Als jemand der schon auf Sets von Hollywood Blockbustern, wie Elektra oder James Bond, gespielt hat, als auch für TV-Serien, gibt es da einen Unterschied zwischen dem Arbeiten an einem Film und einer Serie?
Wenn es dabei um den Charakter geht, ist es ziemlich ähnlich, aber was den Unterschied für mich ausmacht, ist die geringe Spanne, die man bei den Fehlern hat. Beim Fernsehen geht alles sehr schnell, daher sei vorbereitet, vorbereitet, vorbereitet. |
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Du hast mit einigen der bekanntesten Namen in der Filmindustrie gearbeitet. War das für dich als Schauspieler eine Möglichkeit zu wachsen und hat es deinen eigenen Stil in irgendeiner Weise beeinflusst? Oder hast du es mehr als Herausforderung gesehen?
Ich nehm immer etwas mit, wenn ich an einem Projekt arbeite. Den letzten Film den ich gemacht hab war, „Total Recall“ mit Colin Farrell. Auf diesem Set war ich erstaunt, wie er diesen unglaublichen, einfach netten Ton verbreitete. Aber was mich am meisten beeindruckt hat, war, dass er bei jedem Take etwas Neues ausprobiert hat … Möglichkeiten an die ich nie gedacht hätte. Von da hab ich mitgenommen, dass du stets offen sein musst und den Mumm haben musst, Neues auszuprobieren. |
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Wir haben gelesen, dass du aus Karrieregründen nach Los Angeles ziehen musstest. War das eine schwierige Entscheidung für Dich und fühlst Du Dich dort jetzt zu Hause?
Ich fühl mich jetzt definitiv zu Hause, aber es war eine angsteinflößende Entscheidung. Ich denke, eine innere Mixtur aus „gesundem Egoismus“ und „Naivität“ machte es mir möglich, mir als Schauspieler meinen Unterhalt zu verdienen. |
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Zweifelsohne ist die Schasuspielerei ein wirkliches toughes Business wenn es darum geht reinzukommen und an der Spitze zu bleiben genauso. Wie schwer war es, Dich in diesem „Haifischbecken“ zu etablieren? Hast Du immer daran geglaubt es zu schaffen?
Ich möchte jetzt nicht wirklich behaupten, ich hätte es geschafft. Du musst dich ständig weiterentwickeln und besser werden. Aber worauf ich wirklich stolz bin ist, dass ich es allein durch die Schauspielerei geschafft habe, „das Licht anzumachen“. Ich bin noch immer verblüfft, dass mir das gelungen ist. Und ich kann sagen, dass ich noch immer so aufgeregt bin, wie an jenem Tag, als ich im Business anfing. |
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Wir haben gelesen, dass Du im East Bay Asian Youth Centre mit Kids arbeitest, die aus schwierigen Verhältnissen stammen. Und dass das auch weiterhin eine Verpflichtung für Dich ist, auf die Du großen Stellenwert legt. Kannst Du uns mehr darüber erzählen? Wie können Dich die Fans in dieser Angelegenheit unterstützen?
Das war eine sehr spezielle Zeit in meinem Leben, die ich immer wertschätzen werde. Ich könnte eine College-These darüber schreiben und Euch damit zu Tode langweilen. Alles was ich darüber sagen kann, was ich bei der Arbeit von Gang-Kids gelernt habe, ist, urteile nie nach dem äußeren Eindruck. Ich hatte die Möglichkeit, Ratgeber und Lehrer für sie zu sein, aber dann kam ich darauf, dass sie diejenigen waren, die mich lehrten. Ich freue mich darauf Ende dieses Monats nach Atlanta zu reisen, um mit einer Gruppe zu arbeiten, die mir von Ami Bakari vorgestellt wurde. Ich werde Euch auf dem Laufenden darüber halten. Es scheint, als würden sie dort etwas ganz besonderes machen. |
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Hast Du Dir selbst ein festes Ziel gesteckt oder nimmst du es, wie es kommt? In anderen Worten wo sieht sich Will Yun Lee in 5 oder 10 Jahren?
In 5 – 10 Jahren … hmmm … wirklich eine schwere Frage. Ich hoffe, dass ich das was ich jetzt tue auch dann noch tun kann, mit einem Haufen kleiner „Will Yun Lee Jrs.“, die um mich herumlaufen. |
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Das war es von unserer Seite. Bitte halte uns über Deine Projekte am Laufenden. Gibt es noch etwas, dass Du den deutschen Fans sagen möchtest?
Ich möchte nur sagen, dass ich all den deutschen Fans danke und Euch, dass Ihr mir die Möglichkeit für dieses Interview gegeben habt und wie Ihr auch … warte ich bereits gespannt auf die zweite Staffel von H50! |
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast so offen und ehrlich zu antworten, dass hat uns wirklich einen kleinen Einblick über deine Person gegeben. Es hat richtig Spaß gemacht, dieses Interview mit dir zu führen! |
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