Todd Stashwick

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Interview by Christine Schmidt and Gaby Eichberger

 

MyCoven packte die Gelegenheit beim Schopf für ein Interview mit dem charismatischen Todd Stashwick. Er schlüpft in seine Rollen, wie andere Leute in ihre Unterwäsche. Du brauchst einen Vulkanier, ruf Todd an. Du brauchst einen ausgeflippten Bösewicht, ruf Todd an. Er ist einer der Gründe weshalb Supernatural, Episode 4×05 Monster Movie, unvergesslich wurde. Mal abgesehen davon dass Dean von einem irren Wissenschaftler an einen Generator gefesselt wurde … und das in trachtigen Lederhosen. Kein Bösewicht ist jemals eleganter einem Tatort entflohen als Todds Count Dracula und das auf meinem Moped. Lest unser Interview und erfahrt mehr über einen großartigen, wandlungsfähigen Schauspieler.

 

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Du hast im Improvisationstheater begonnen und unterrichtest noch immer. Kannst du uns ein bisschen mehr darüber erzählen?

Ich hab im College mit dem improvisieren angefangen. Ich bin ein Kind der 80er und ein großer Fan von Bill Murray. Ich wollte in seine Fußstapfen treten. Also begann ich zu recherchieren und fand heraus, dass er ein Mitglied des berühmten Chicago Komödien Theaters ‚The Second City‘ war. Als ich das College abgeschlossen hatte, zog ich in die Stadt und begann meine Improvisationsausbildung am Second City und dem Improvolympic. Schließlich wurde ich vom Second City angeheuert. Somit begann eine langfristige „Beziehung“ mit dieser Kunstform. Ich habe zwei Gruppen gegründet, eine in NYC namens ‚Burn Manhattan‘, eine Gruppe in Los Angeles namens ‚The Doubtful Guests‘. Ich hab eine Improvisationsschule namens ‚Hothouse STC‘ mitbegründet. Ich helfe mit, eine Show namens ‚Hoof!‘ in Liverpool zu entwickeln. Ich unterrichte weiterhin und gebe auch Vorstellungen auf Festivals.Es ist eine jener Kunstformen die mich immer faszinieren wird. Ich bin immer wieder überrascht und aufgeregt dabei. Die Live-Erfahrung ist einzigartig. Es ist eine Art Punk Rock, kontrollierte Anarchie.

 

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Du hast in den verschiedensten Serien mitgespielt. Gibt es einen Unterschied zwischen der Arbeit bei SciFi/Fantasy/Horror Serien?

Der einzige Unterschied besteht in der Thematik. Bei jeder Rolle ist es meine Pflicht, sie glaubwürdig darzustellen. Die Zuschauer müssen ihre Zweifel außen vor lassen. Wenn der Schauspieler sich nicht in die vorgegebenen Umstände einbringt, speziell wenn die Situationen dermaßen überzogen sind wie im Sci-Fi und Horror (Genre), fällt alles auseinander. Der technische Unterschied, wenn man bei Genre Shows mitspielt, ist, dass man mehr Stunden am Set verbringt, weil man die Stunts vorbereiten muss, faktisch am Set mit visuellen Effekten arbeitet und das Make Up oft sehr aufwendig ist. Wenn man an halbstündigen Sitcoms arbeitet, ist ein Drehtag wesentlich kürzer. 

 

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Wie schaffst du es, dich für jede Rolle neu zu erfinden? Ist es schwer sich nicht zu wiederholen?

Das Neuerfinden erledigen die Autoren für mich. Sie erfinden Charaktere mit speziellen Sichtweisen und Lebensumständen. Bei meiner Arbeit geht es darum, zu versuchen eine wahrheitsgetreue, authentische Performance abzuliefern, die die Absichten des Autors würdigt. Die Angst sich selbst zu wiederholen gibt es nicht, weil die Rollen so vierschieden sind, wie die Autoren die sie kreieren.

 

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Wenn man bedenkt, dass deine Rolle in Supernatural eher klein, wenn auch extrem kultig gewesen ist, hat dich der Zuspruch des Fandoms überrascht?

Absolut. In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht vorstellen können, das meine kleine, absurde Hommage an Bela Lugosi eine derartige Resonanz hervorruft. Ich fühle mich geehrt.

 

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Im Großen und Ganzen bevorzugst du komödiantische oder dramatische Rollen?

Nach 15 Stunden schmerzhaft vergossener Tränen, Ängsten, Wut und Pathos mitten im Nirgendwo, fühlen sich komödiantische Rollen oftmals an wie Urlaub. Es ist schön, auf ein Studiogelände zu gehen und verbale und körperliche Gymnastik zu betreiben um was Lustiges zu machen. Es ist großartig. Letzten Endes jedoch hab ich Vergnügen an Charakteren die sich über eine längere Zeitperiode hinweg entwickeln, ihre Ziele sind überraschend. Situationskomik basiert darauf, dass die Charaktere Woche für Woche die selben bleiben. Die Situationen in die sie geraten verändern sich und wir mögen, wie Charaktere darauf reagieren. Aber die Charaktere selbst, bleiben immer gleich. Die Serie beginnt Woche für Woche von vorn. Das ist (einfache) Hausmannskost. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich Gelegenheit hatte, sowohl in der Komödie als auch im Drama Fuß zu fassen.

 

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Ist es ein besonderer Reiz den Übeltäter zu spielen?

Bei Serien sind die Bösewichter oftmals die interessantesten Charaktere. Bei Krimiserien, wie Law and Order, sind die Cops oft lediglich Gastgeber, während das Hauptaugenmerk auf dem Übeltäter der Woche liegt. Wie gesagt, bekommen die Übeltäter oft die besten Texte und Kostüme. Als Schauspieler ist es faszinierend nach der Menschlichkeit des „Bösewichtes“ zu suchen. Sich bemühen zu verstehen, was jemanden dazu treibt eine schreckliche Tat zu begehen. Ich versuche auch Humor oder vertraute Charakteristika in ihnen zu finden. Die Kehrseite wiederum ist, dass man am Schluss der Episode mit einer Kugel im Kopf oder in Handschellen endet und ich wieder mal nach dem nächsten Job Ausschau halten kann.   

 

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Wenn Geld keine Rollen spielen würde, würdest du lieber am Theater oder im Film/TV spielen und weshalb?

Ohne, dass es jetzt danach klingen mag, der Frage auszuweichen, möchte ich sagen, das mich jedes Medium der Schauspielerei auf verschiedene Art und Weise ausfüllt. Ein Film ist begrenzt, du erzählst von etwas und aus. TV ist interessant weil du dir die Zeit nehmen kannst eine Geschichte zu entwickeln. Theater ist unmittelbar, die Beziehung mit dem Publikum passiert aus dem Bauch heraus. Ich mach nie nur eine Sache.

 

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In welche Rolle werden wir dich als nächstes sehen?

Ich wurde für eine großartige, wiederkehrende Rolle in ‚The Originals‘, dem Spin-Off von Vampire Diaries gebucht. Es ist nicht der Übeltäter! Ich hab auch einen Western mit dem Titel ‚Jane Got A Gun‘ mit Ewan MacGregor und Natalie Portman abgedreht, der nächstes Jahr rauskommt.

 

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Kannst du uns ein wenig über die Entstehungsgeschichte von Devil Inside erzählen?

2009 hab ich an der Serie Heroes gearbeitet. Mein Mitstreiter, Dennis Calero, war jener Künstler, der angeheuert worden war, um das Heroes Webcomic zu zeichnen. So haben wir uns getroffen. Wir tranken Kaffe und fachsimpelten. Er fragte mich, ob ich schreiben würde. Ich erzählte ihm von der Idee, dass Devil eine Gewissenskrise hat. Er schlug vor, dass wir zusammenarbeiten und es in ein Webcomic verwandeln sollten. Ich liebte die Idee. Wir haben das Projekt 2010 auf der Comic Con in San Diego präsentiert.

 

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Hast du den ganzen Handlungsbogen bereits geplant oder entwickelt sich dieser mit dem Fortschreiten der Handlung ständig weiter?

Das Jahr in dem sich die Geschichte bewegen soll, wird von uns grob skizziert. Die großen Ereignisse, Themen, Charaktere und wo das Kapitel in dem Jahr enden wird. All das bestimmen wir im vorhinein. Die Reihenfolge in der die Geschichte dann Woche für Woche abläuft, wird eher spontan festgelegt.

 

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Spiegelt sich deine Persönlichkeit in Jack Springheels Charakter in irgendeiner Form wieder?

Er hat mit Sicherheit meine Art von Humor. Der Comic-Strip als Ganzes spiegelt einen Großteil meiner Philosophie über die Welt und Lebensentscheidungen wieder. Jack ist wesentlich brutaler als ich.

 

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Wie sieht die Kooperation mit Dennis Calero aus? Ist es eine kreative Teamarbeit, oder basiert die Story auf den Bildern oder umgekehrt?

Jede Woche mache ich mich an ein Skript für eine Episode. Wir basteln dran rum und dann kommt er mit seiner Magie. Es ist Teamarbeit. Natürlich gibt die Geschichte die Bilder vor. Aber ihm fallen Dinge ein, die Geschichte visuell umzusetzen, die mich total vom Hocker werfen. Er ist ein Genie.

 

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Twitter – Fluch oder Segen?

Ein Segen. Es (Twitter) hilft mir die Aufmerksamkeit auf meine Arbeit zu lenken, die den Leuten hoffentlich Spaß macht. Es verbindet Menschen auf Wegen, die zuvor unvorstellbar gewesen sind. Zum Teufel, es wurde zum Instrumentarium politischer Bewegungen. Ich geh der Negativität und Gehässigkeit aus dem Weg. Daher macht es auch richtig Spaß. Eine dunkle Seite gibt es allerdings. Der Musiker Ani Difranco sagte einmal: ‚jeder Gegenstand kann eine Waffe sein, wenn man ihn richtig hält.‘ Im Grunde genommen läuft es auf die persönliche Verantwortung jedes einzelnen hinaus.

 

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Wir haben gelesen, dass du es liebst zu reisen. Bist du  ein Reisender, der alles im vorhinein organisiert oder spazierst du zur Tür raus mit einigen Notwendigen und einer allgemeinen Vorstellung wo es langgehen soll?

Ich bin kein Über-Drüber-Organisator. Ich möchte mich an einen Platz begeben und sehen, wohin der Tag mich führt. Es gibt definitiv Gegenden, die ich sehen möchte. Aber einmal ein Improvisateur, immer ein Improvisateur.

 

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Auf deiner Homepage kann man nachlesen, dass du auf dem Time Square geheiratet hast. Weshalb hast du dich für diese Location entschieden?

Ich liebe NYC. Der Time Square ist so ein pulsierender Ort, elektrisch, lebendig. Die Kreuzungen der Welt, Theater, Leben. Er war Teil meiner Frau und meines Lebens, er schien ideal.

 

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Wie war es, einen derartig intimen Moment mit vielen Fremden zu teilen?

Die Dichotomie (Zweigeteiltheit) eines dermaßen privaten, intimen Momentes auf einem ungeheuer öffentlichen Platz, quasi in die Welt zu schreien. Es war ungewöhnlich, atemberaubend.

 

mycoven.comChristines special interest Fragen:
Red Curry ist mein Liebelingsgericht, daher stach mir das natürlich gleich ins Auge, als es auf deiner Homepage erwähnt wurde. Als Vegetarier, was sind deine Lieblingszutaten bei einem Curry?

Tomaten, Babymais, Paprika, Veganes Huhn, Ananas. Dazu braunen Reis.

 

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Da ich leider noch keine Gelegenheit hatte, dich auf einer Convention zu treffen und ich dort üblicherweise immer diese Frage stelle: Welche Art von Music hörst du an einem wirklich beschissenen Tag?

Jack White. Mike Doughty. The Beatles. Rufus Wainwright. Im Grunde genommen die gleiche Musik, die ich auch an guten Tagen höre.

 

Vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast, um unsere Fragen zu beantworten und Einblicke in deine Karriere. Es war uns ein Vergnügen und wir hoffen schon bald mehr von dir und deiner Arbeit zu sehen.

 

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